Patrick Schulte
„Beim LWL kann man eine Ausbildung zum Fotografen machen? Was fotografiert man denn da?“ - Immer wieder werde ich mit diesen Fragen konfrontiert, wenn ich in meinem privaten Umfeld von meiner Ausbildungsstelle erzähle. Meine Antwort ist dann in der Regel immer die Gleiche: „Die Ausbildung zum Fotografen findet im LWL-Medienzentrum statt und unser Aufgabenspektrum ist dort enorm vielseitig. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der fotografischen Dokumentation von kulturellen Besonderheiten in Westfalen-Lippe.“
Sicherlich kannst Du dir darunter erst einmal nicht viel vorstellen und ich muss zugeben, dass mir das vor meiner Bewerbung ähnlich ging. Daher werde ich nun noch etwas genauer auf unsere Arbeit hier im LWL-Medienzentrum eingehen: Zu den oben genannten kulturellen Besonderheiten zählen neben historischer und zeitgenössischer Architektur unter anderem auch Landschaften, Veranstaltungen und selbstverständlich auch die Menschen, die in Westfalen-Lippe zuhause sind und der Region ihr Gesicht geben. All das wird von uns fotografiert und im Anschluss einer ausgiebigen Nachbearbeitung im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums archiviert. So haben die kommenden Generationen auch noch in den nächsten Jahrzehnten die Möglichkeit anhand unserer Aufnahmen mehr über die Region Westfalen-Lippe und ihre Geschichte zu erfahren.
Die verfügbare Fototechnik ist dabei ähnlich vielseitig wie das Spektrum unserer Aufnahmebereiche selbst. Neben umfangreichen digitalen Kleinbild- und Mittelformat-Systemen haben wir auch die Möglichkeit, mit analogen Großformat-Kameras zu arbeiten. Analoge Schwarzweiß-Aufnahmen können wir im hauseigenen Fotolabor sogar selbst entwickeln. Wie ich finde ist dies eine tolle Möglichkeit, mehr über den Ursprung und die Herkunft der Fotografie zu erfahren. Darüber hinaus steht uns auch ein großes und vollausgestattetes Fotostudio zur Verfügung.
Das Fotografen-Team besteht in der Regel aus vier Personen. Dazu zählen zwei festangestellte Fotografen und zwei Auszubildende.
Besonders hervorzuheben ist, dass man als Auszubildender von Beginn an voll in den Arbeitsalltag und die aktuellen Projekte eingebunden wird. Dabei kann man sich selbstverständlich stets auf die Unterstützung der Ausbilder oder der älteren Azubis verlassen. Sei es beim Fotografieren selbst, in der Nachbearbeitung oder bei der Bewertung fertiger Aufnahmen, hier hat jeder ein offenes Ohr, gibt Tipps und steht einem mit Rat und Tat zur Seite.
Während der dreijährigen Ausbildung besucht man wöchentlich ein- bis zweimal das Adolph-Kolping-Berufskolleg in Münster. Ergänzend zu typischen Schulfächern wie Deutsch, Politik und Englisch, wird man dort auch in fotospezifischen Bereichen wie Kameratechnik, Gestaltung und Bildbearbeitung unterrichtet. Der Schultag ist somit stets abwechslungsreich und bietet eine willkommene Ergänzung zum Arbeitsalltag. Besonders spannend ist dort auch der rege Austausch mit den Fotografen-Azubis anderer Betriebe.
Bevor es allerdings soweit ist und man in die Fotografen-Ausbildung beim LWL starten darf, muss man zunächst etwas Ausdauer beweisen. Nach dem Abschicken der Bewerbung wird man erst einmal zu einem Allgemeinwissenstest eingeladen. Es folgt ein weiterer Test, in dem nun die fotografischen Vorkenntnisse abgefragt werden. Erst wenn man diese beiden Hürden erfolgreich genommen hat, bekommt man die Chance, sich persönlich vorzustellen und in verschiedenen Gesprächen, teilweise auch gemeinsam mit anderen Bewerbern, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Darüber hinaus muss man im Rahmen des zweiten Tests und dem abschließenden Gespräch, Fotos zu bestimmten Themen abgeben, mit denen man sich im Vorfeld auseinandergesetzt hatte.
Doch die Mühe lohnt sich und letztendlich kann ich jedem Fotobegeisterten nur empfehlen, sich auf die Ausbildung zum Fotografen (Schwerpunkt Industrie- & Architekturfotografie) beim LWL zu bewerben. Ich bin jetzt bereits seit knapp zwei Jahren hier, habe meine Zwischenprüfung bereits hinter mich gebracht und stelle immer wieder mit großem Erstaunen fest wie schnell die Zeit vergeht und wie viel ich in dieser Zeit bereits gelernt habe. Ich bin sehr froh die Chance, mein Hobby zum Beruf machen zu dürfen, bekommen und auch ergriffen zu haben.